Am Samstag erreichte mich die traurige Nachricht, dass unser lieber Schachfreund Otto Brombacher am 17.4. auf dem Weg zu unserem Vereinsabend plötzlich und unerwartet verstorben ist. Er wurde 75 Jahre alt und war seit 1980 Mitglied in unserem Verein.
Otto war einer der freundlichsten Menschen, denen ich jemals begegnet bin. Trotz aller Trauer über seinen plötzlichen Tod verwundert es mich, wie oft ich schon bei der Erstellung dieses Nachrufes fröhlich lächeln muss, sobald ich an Otto und meine gemeinsamen Erlebnisse mit ihm denke. So mischt sich in den Schmerz des Verlustes schon jetzt Dankbarkeit für die gemeinsame Zeit.
Was war an Otto so besonders? Als erstes fallen mir hier seine gute Laune und seine Freundlichkeit gegenüber anderen ein. Nie habe ich Otto schlecht gelaunt, griesgrämig oder grantelig erlebt. Auch wenn er sich nicht immer die Namen aller seiner Vereinskollegen merken konnte - ein freundliches "Guten Abend" mit einem Lächeln, aus dem eine aufrichtige Freude sprach, sein Gegenüber zu sehen, hatte Otto für jeden übrig.
Eine weitere Besonderheit war seine ausgeprägte Religiosität. Sein tiefer Glaube, zu dem er sich auch nach außen hin bekannte, hat Otto viel Kraft gegeben. Einmal im Monat nahm er an einem Bibelkreis teil. Auch wenn ich selbst nicht religiös bin, hat mich Ottos Art an Gott zu glauben beeindruckt. Sein Glaube hatte etwas davon, wie Kinder sich den lieben Gott vorstellen, und war dabei kombiniert mit einer großen Toleranz gegenüber anderen Sichtweisen und Lebensentwürfen. Ausgesprochen sympathisch fand ich, dass Otto keineswegs dogmatisch an seinen Einstellungen hing. Über sein selbst auferlegtes Gebot, freitags kein Fleisch zu essen, konnte er schon einmal hinwegsehen. Wenn ihm einmal des Sinn nach etwas "Herzhaftem" stand, hatte man vielleicht das seltene Vergnügen, ein kühles Pils mit Otto anzustoßen.
Ottos Freundlichkeit und Religiosität wirkten in der heutigen Zeit oft unkonventionell, was zu vielen ausgesprochen komischen Situationen führte. Wenn er einem Ronny Müller mit den Worten "Ich wünsche Ihnen Gottes Segen" zum Geburtstag gratulierte oder vor Schachmannschaftskämpfen Bibeln verteilte, erntete Otto manchmal verwunderte Reaktionen, die jedoch bald in Wohlwollen umschlugen, sobald die anderen merkten, dass es Otto von Herzen gut mit ihnen meinte. Wurde er einmal unfreundlich angesprochen, konnte Otto seinem Gegenüber mit einem trockenen "Haben Sie einen gesegneten Tag!" vollständig den Wind aus den Segeln nehmen und jeden Ansatz eines Streits direkt beilegen.
Schach spielte Otto leidenschaftlich gern. Er war sicher kein Überflieger, aber wenn er eine Position mit Angriffsmöglichkeiten bekam, spielte er manchmal richtig schöne Partien. In der letzten Saison besiegte Otto u.a. Werner Bauer aus Saarbrücken und remisierte in der Saarlandliga gegen den St. Ingberter Willi Schuh. Mit Otto einmal in einer Mannschaft zu spielen, war für mich ein langjähriger Wunsch - schön, dass er noch in Erfüllung gegangen ist. Meine Partien gegen Otto werde ich in schöner Erinnerung behalten. Gewann Otto, freute er sich wie ein Schneekönig. Verlor er, nahm er es nicht zu schwer, sondern bedankte sich für die Lehrstunde und spielte mit Freude weiter.
Für unseren Verein engagierte sich Otto sehr. Er war u.a. lange Jahre Mannschaftsführer der 4. und 5. Mannschaft. Besonders am Herzen lag ihm unsere Jugendarbeit. Zuverlässig und mit großem Engagement spielte Otto jeden Abend vor allem mit den jüngsten Nachwuchsspielern. Hier hinterlässt er eine nicht zu schließende Lücke.
Nun ist mein Freund Otto leider von uns gegangen. Doch immer, wenn ich an ihn denke, werde ich mich an einen besonderen Menschen erinnern und fröhlich lächeln.
Danke für alles, Otto. Wir werden dich nicht vergessen.
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